Lebensberichte

Der Sinn des Lebens

Christian:

Ich bin in Linz im Schatten der Pöstlingberg Kirche aufgewachsen und habe da eigentlich eine relativ unbeschwerte Kindheit erlebt. Der ganze obere Bereich des Pöstlingberges „gehörte damals uns“ Kindern. Autos fuhren noch nicht so viele wie heute und wenn der erste Schnee fiel, rutschten wir mit Plastiksäcken unterm Hintern vom Kirchenplatz bis in den Gastgarten des „Kirchenwirtes“ und ärgerten uns, wenn der „blöde Streudienst“ unsere Rutschbahn versaute. Schon während der Ausbildung an einer HTL in Linz stellte sich mir ganz leise die Frage nach dem Sinn meines Lebens. Natürlich gab es keine Antwort…

Nach der Matura (1980) musste ich zum Militärdienst nach Wien. In dieser Zeit habe ich mich von Gott und vom Glauben verabschiedet. In der Kindheit war ich, wie viele andere Jungs in meinem Alter, Ministrant in der Wahlfahrtsbasilika am Pöstlingberg, aber die Kirche war zu diesem Zeitpunkt kein Thema mehr.
Ich erinnere mich daran, dass Ich in der Kaserne auf meinem Stockbett lag, neben mir auf meinem Spind ein Päckchen Zigaretten. In diesem Augenblick beschloss ich, mit dem Beten aufzuhören. Was sollte das auch bringen? Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch abends vor dem Schlafengehen diese Art von selbstsüchtigem Kindergebet gesprochen, das die meisten Menschen kennen: Gott gib mir dies und jenes, hilf mir bei der Prüfung, mach dass ich gesund bleibe etc…

Da war ich gerade mal 20 Jahre alt. Im März 1981 begann dann meine Berufslaufbahn in einem großen Zivilingenieur Büro in Linz. Das erste eigene Geld verdienen, das war schon was. Aber schon bald wurde es langweilig, die Vorstellung, ein ganzes langes Leben lang zu arbeiten fand ich nicht besonders aufregend und so tauchte die Frage nach dem Sinn des Lebens neu und etwas lauter auf… Ja, klar, eine Beziehung, das könnte Sinn machen. Natürlich hab ich ein Mädel kennen gelernt, beim Baden am Pleschingersee. Sie war 17, ich 20. Wir waren drei Jahre zusammen, dann gab sie mir den Laufpass. Das war eine ziemliche Ohrfeige für mein männliches Ego. Innerlich verletzt, äußerlich cool bleiben, war die Devise. Die Sinnfrage ist wieder aufgetaucht – diesmal sehr laut und aufdringlich. Meine Versuche, sie in den Lokalen der Linzer Altstadt zu verdrängen sind kläglich gescheitert. Ein Schul- und Arbeitskollege erzählte mir in dieser Umbruchszeit von Jesus Christus. Er besorgte mir eine Bibel und ich hab mich als relativ oberflächlicher Typ das erste Mal in meinem Leben ernsthaft mit Gott und dem christlichen Glauben auseinandergesetzt.

Schon bald erkannte ich, dass hier ein wahnsinnig hoher Maßstab an die menschliche Moral angelegt wird und ich doch nicht der tolle Kerl bin, für den ich mich immer gehalten habe. Und noch etwas: ich dachte, Mensch, auf dieser Basis könnte auch Beziehung funktionieren. Warum sich nicht sofort auf diesen Jesus einlassen? Tja, ich sah, dass ich dann nicht mehr so weiterleben konnte, wie ich mir das vorstellte. Ich dachte auch, dass ein Christenleben relativ langweilig sein würde. Ich wollte kein „Betbruder“ werden. Und ich wollte auch nicht auf Sex verzichten, denn mir wurde schnell klar, dass Gott einen sicheren Rahmen für das Ausleben der Sexualität vorgesehen hatte: die Ehe. In dieser Zeit lernte ich Christen kennen, die mich sehr beeindruckten: ich war zusammen mit meinem Freund das erste Mal in einer christlichen Versammlung in Wien und wurde als Unbekannter zum Mittagessen eingeladen. Das war mir noch nie passiert! Es war eine frohe und angenehme Atmosphäre, in der ich mich sehr wohl fühlte und ich merkte: die haben etwas, was mir fehlt:
Inneren Frieden, Ausgewogenheit, einen Plan im Leben. Das wollte ich auch. Ich hab wieder zu Beten begonnen und Gott mein Leben ausgeliefert. Meine Sünden bekannt, und das Erlösungswerk Jesu am Kreuz angenommen. Zuerst ist nix passiert, aber im Laufe der Tage und Wochen breitete sich ein Friede in mir aus, mir wurde bewusst, dass ich in Sicherheit bin, gerettet  und mit Gott im Reinen.

Das war 1985 und ich war damals 24 Jahre alt.

Ich schloss mich einer freien christlichen Gemeinde an, einige Jahre später hab ich meine Frau kennen gelernt, sie ist ebenfalls Christ und wir gründeten eine Familie.

2006 wurde ich nach 25 Jahren und im Alter von 45 in der Firma gekündigt – mangelnde Auftragslage war die Begründung. Bis auf wenige Augenblicke blieb ich in dieser Situation innerlich ruhig und gelassen, Gott würde für mich und meine Familie sorgen, das hatte er versprochen. Ich durfte erleben, wie ER mich an einen neuen Arbeitsplatz führte, den ich mir nie hätte vorstellen können, der sich aber im Nachhinein als absoluter „Volltreffer“ herausstellte.
Unsere Kinder sind mittlerweile erwachsen und leben noch bei uns im Haus.

Ich komme sehr gut mit ihnen aus. Die Probleme und kleinen Reibereien des Alltags lösen wir mit „Gottes Rezept“: mit gegenseitiger Vergebung und Versöhnung.

Es sind nun schon über 30 Jahre vergangen, seit ich mich enschieden habe, Jesus Christus nachzufolgen. Er ist und bleibt mein treuer Begleiter, der mich durch alle Stürme des Lebens begleitet.

Ich habe diesen inneren Frieden immer noch. Ich habe Gott erfahren, er ist keine Einbildung oder Krücke fürs Leben. ER hat mich angenommen, mich sozusagen in seine ewigen Arme geschlossen.

Meine Sinnfrage ist geklärt, ein für alle mal.