Eduard Munch – Eichhörnchen und Kreuz
Bettina:
Heute im Gottesdienst saß ich gegenüber dem Fenster, sah das Kreuz der benachbarten Kirche und beobachtete ein Eichhörnchen, das behändig auf dünnsten entlaubten Ästen entlanglief. Ich dachte noch, jetzt fällt es gleich, diese schwankenden, dünnen Enden der Äste können unmöglich Halt geben, doch ohne zu zögern sprang es und landete auf dem Nachbarbaum. Wäre es nicht weitergelaufen hin zu den Stärkeren, nahe am Stamm, hätte es wohl keinen ausreichenden Halt finden können.
Dann die Bitte mein/unser Zeugnis für die homepage weiterzugeben.
Wie treffend, dachte ich 😉 …
Ich glaube, es war noch vor der Volksschule, da stand ich am Schreibtisch und sah vom 6. Stock hinunter auf die Straße … was wäre, wenn ich springen würde? Wäre ich bei Gott?
Mein Leben durfte mit Gebet beginnen. Gesprochen von meiner Mutter abends an meinem Bett und zur Weihnachtszeit.
Zu Ostern kam der Osterhase.
Ich erinnere mich, an den Sonntagen aufmerksam den Gottesdiensten gelauscht zu haben, wollte verstehen, fragte nicht.
Hatte Fragen.
Sprach mit Gott.
Einfach so.
Und manchmal antwortete ER mir.
Meine erste Gebetserhörung war folgende:
Ich lag krank im großen, kalten Elternschlafzimmer und fühlte mich wahnsinnig einsam. Ich sagte zu Gott: Du weißt, ich liebe Regenbögen. Du könntest mir eine Freude machen …
Ich sah zum Fenster, und da war er, direkt davor.
Ich zweifelte nie daran, ob es Gott gab oder nicht. Ich wusste, er ist da.
Als ich zufällig in der 1. Kl. VS erfuhr, dass die Direktorin der Ordensschule verstorben war, die ich nicht einmal wirklich kannte, weinte ich sehr heftig. Ich konnte meine Reaktion nicht einordnen, doch drängte sich ein Gedanke auf – sie ist nicht bei Gott.
In meinem Klassenzimmer hing ein Bild von Edvard Munch: „Der Schrei“. Es fesselte mich und ich brachte es mit der biblischen Geschichte vom Bettler Bartimäus und seinem Aufschrei in Zusammenhang. „Jesus, hilf mir!“
Dadurch zeigte mir Gott schon früh den Schlüssel zu seinem Herzen, auch wenn ich erst viel später erfassen konnte, was es ihn gekostet hatte.
Das Kreuz. Ich wähnte mich immer „gläubig“ – Gott mehr oder weniger nah, aber doch gläubig. Durch diesen Schrei aus meiner eigenen Seele durfte ich Gott immer wieder erleben – unzählige Male. Ja, ER ist da, hört mich und lässt mich nicht im Stich. Zusammenfassen kann ich meine Erlebnisse mit Gott mit den Überschriften: unfassbare Liebe – körperlich gefühlt, praktisch erlebt; übernatürliche Hilfe; Rettung; Antworten; lehrreiche Ermahnungen und Lektionen (Ich bin für dich da – du tue das Deine! Urteile nicht! ); Tränen und Unverständnis (über mich selbst, das Hängen zwischen den Ästen); Gnade und unendliche Geduld mit mir; Wegführung; Loslassen, Springen und Vertrauen lernen.
Der Schritt auf Gott zu, mir einzugestehen, dass ich zwar von Jesus wusste, Gott unzählige Male erlebt hatte und trotzdem noch nicht zu IHM gehörte, war nicht ganz einfach für mich. Doch Gott stellte mir nicht nur mein Versagen in der Beziehung zu ihm aber auch zu Menschen vor Augen, sondern ganz klar die Lösung. Bei einer christlichen Vortragsreihe bei der das Evangelium erklärt wurde, verstand ich plötzlich klar und ohne jeglichen Zweifel, dass Jesus mein Retter ist und ich diese Rettung annehmen darf und muss! Alles in mir sträubte sich 3 Abende lang, diese Erkenntnis auch öffentlich durch mein Aufstehen und nach Vorne gehen zu bezeugen. Doch Gott ließ mir keine Ruhe – zitternd blieb ich hartnäckig sitzen bis ich am 3. Tag als Erste dankbar und voller Freude und Erleichterung nach Vorne ging. Alles Versagen, Schuld und falsche Entscheidungen hat Er mir abgenommen. Gott wird nicht sagen: Egal, passt schon. Nicht – hey, da war noch was … Jesus hat bezahlt. Alles. Das war und wird der wichtigste Tag in meinem Leben bleiben.
Ich brachte mich in der kath. Kirche ein, bis mir mein Bibelstudium aufzeigte, dass es Zeit war zu gehen. Körperliche Reaktionen und Ängste verschwanden, als ich diesen Schritt gegangen war. Das Suchen einer Gemeinde bei der das Wort Gottes ohne +/- Grundlage ist und das Zurücklassen der eigenen Familie an den Sonntagen kostete mich viele Tränen und Kraft. Das öffentliche Bekenntnis zu Jesus in der Erwachsenentaufe habe ich hinausgezöger tbis Gott auch hier klar gesprochen hat. Immer wieder hing ich zwischen den schwankenden Ästen, hatte nicht die Konsequenz, zu springen und gleich weiterzulaufen. Es gibt noch Bereiche in meinem Leben, wo es mir an Vertrauen fehlt und Gott hat noch jede Menge Arbeit, mir zu zeigen, wie ER denkt!
Aber ich weiß, dass der Platz nahe am Stamm der sicherste ist, meine Schreie weiterhin Gehör bei Gott finden und die starken Hände mit den Nägelmalen mich sicher halten bis ich in Jesu liebevolle Augen sehen darf und das Spüren seiner unendlichen Liebe nie mehr weichen wird.

